Warum setzen Patient:innen ein
Arzneimittel eigenmächtig ab?
Ergebnisse einer Patientenbefragung.

Autor: Peter Jungblut

Die ganze Studie schicken wir Ihnen gerne per Mail zu.


Im Zeitraum von Mai 2023 bis Dezember 2024 habe ich 154 Patient:innen befragt, die ein vom Arzt verschriebenes Arzneimittel eigenmächtig abgesetzt hatten. Die Patient:innen wurden auf freiwilliger Basis in die Studie aufgenommen, nachdem sie sich auf die Weitergabe meiner Kontaktdaten durch Arztpraxen und Kliniken hin gemeldet hatten. Diese Einrichtungen hatten potenziell geeignete Patient:innen über die Studie informiert und zur Kontaktaufnahme ermutigt.

Der Fokus der Studie lag auf drei Krankheitsbildern:

  • Schlaganfall (n=59):
    Patient:innen, die nach dem Absetzen des Arzneimittels, das sie vor einem Schlaganfall schützen sollten, einen Schlaganfall erlitten.
  • Osteoporose (n=42)
  • Glaukom (n=53)

Im Durchschnitt wurde das Medikament 15,4 Monate nach Therapiebeginn abgesetzt.

Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Die Befragten hatten eine überwiegend negative Grundeinstellung gegenüber Arzneimitteln.
  • Die wenigsten fühlten sich durch ihre Erkrankung im Alltag beeinträchtigt.
  • Der Grund für das Absetzens war in keinem Fall ein Mangel an Information darüber, warum das Arzneimittel im Kontext mit der Erkrankung wichtig ist, wie es wirkt und welche möglichen Risiken mit der Einnahme verbunden sind.
  • Der am häufigsten genannte Grund war die Sorge vor den Langzeitfolgen – ohne dass die Befragten tatsächlich Nebenwirkungen erlebt hatten.
  • 85% der Befragten hatten weder mit ihrem Arzt noch mit ihrem Apotheker im Vorfeld ihrer Entscheidung über ihre Bedenken und Sorgen gesprochen.
  • 95% der Befragten haben ihren Arzt nicht über ihre Entscheidung informiert.

Schlussfolgerungen:

Alle Befragten verfügten über 3 Typen von Informationen:

  1. Objektiv richtige Informationen (meist vom Arzt oder Apotheker).
  2. Wissenschaftlich zweifelhafte / unglaubwürdige Informationen (Internet, selbsternannte „Experten“).
  3. Informationen, die keine fundierte Basis für eine Entscheidung sein dürfen (z. B. Berichte anderer Patienten).

Die Entscheidung, das Arzneimittel abzusetzen, basierte in keinem Fall an einem Mangel an objektiv richtigen Informationen. Zwei wesentliche Gründe waren für die Entscheidung ausschlaggebend. Der eine Hauptgrund war, dass den „falschen“ Informationen mehr geglaubt wurde als den „richtigen“. Der andere Hauptgrund war, dass aus Informationen unzulässige / falsche Rückschlüsse gezogen wurden.

Der Schlüssel zu einer besseren Adhärenz bei Patienten, die den falschen Informationen folgen oder falsche Rückschlüsse aus Informationen ziehen, liegt darin, dass man ihnen einen Spiegel vorhält, der ihnen zeigt, auf welch dünnem Eis sie sich bei ihren non-adhärenten Entscheidungen bewegen. Dieser Spiegel sollte auf Belehrungen verzichten und möglichst stillschweigend wirken – eben wie der Blick in einen Spiegel, in dem man sich selbstkritisch betrachtet und sich fragt, ob richtig ist, was man tut.

Deshalb haben wir das Konzept „Starke Motive für gute Patientenentscheidungen“ entwickelt.

Let’s Work Together


Initiative DIE GUTE PATIENTENENTSCHEIDUNG

Starke Impulse für mehr Adhärenz

Peter Jungblut
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30459 Hannover

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