Dein Warenkorb ist gerade leer!
Das Prinzip der Visualisierung von Entscheidungen mit VisuDEC
Autor: Peter Jungblut
Wenn wir eine Entscheidung treffen, gehen uns eine ganze Reihe von Gedanken durch den Kopf. Manche sind uns bewusst, andere wiederum kommen nur schwach zum Vorschein. Letztendlich ist eine Entscheidung das Ergebnis einer Kaskade von Gedanken. Eine bekannte Methode zur Visualisierung von Gedanken ist die sogenannte Mindmap. Die Visualisierung von Entscheidungen ist eine ganz spezifische Mindmap, die Schritt fรผr Schritt zu einer Entscheidung fรผhrt. Fรผr die Visualisierung von Entscheidungen habe ich die hier abgebildete Matrix entwickelt. Sie kรถnnen Sie fรผr die Visualisierung Ihrer eigenen Entscheidungen nutzen und unter der Markenbezeichnung „VisuDEC“ kostenlos herunterladen.
Die theoretische Basis fรผr das Prinzip der Visualisierung ist das sogenannte โHealth Belief Modellโ. Es wird zur Analyse und zur Vorhersage des Verhaltens eines Patienten in Bezug auf seine Gesundheit verwendet. Die Entwicklung dieses Modells geht auf die amerikanischen Psychologen Becker und Rosenstein zurรผck. Demnach hรคngt das Verhalten von Patienten von zwei Faktoren ab:
- vom persรถnlichen Wert, den das Erreichen eines bestimmten Ziels fรผr den Patienten hat und
- der von ihm erwarteten Wahrscheinlichkeit, dieses Ziel durch eine bestimmte Handlung zu erreichen.
Die Abbildung zeigt, wie sich die Elemente des Health Belief Modells auf der Matrix wiederfinden.
Ziele / Trigger
Das Health Belief Modell geht davon aus, dass eine Entscheidung ausgelรถst wird, wenn der Entscheider ein Ziel erreichen will. D. h., er will den aktuellen Zustand verรคndern. In der Regel haben Entscheider im Rahmen ihrer Entscheidung mehrere Ziele (die mรถglicherweise sogar im Widerspruch miteinander stehen). In der Matrix werden die Ziele als „Trigger“ bezeichnet. Die Trigger werden in die gelb umrandeten Felder eingetragen.
Wert / Gewicht
Der Wert der Ziele wird in der Matrix als Gewicht bezeichnet. Die Gewichte definieren, wie stark ein Trigger die Entscheidung beeinflusst. Zur Gewichtung der Trigger werden 10 Punkte auf die Trigger verteilt.
Handlungen / Optionen
Einen gesundheitlichen Zustand kann man durch mehrere mรถgliche Handlungen erreichen. So kann man z. B. eine Gewichtsreduktion durch Sport, Umstellung der Ernรคhrung und / oder durch Reduktion der Ernรคhrung erreichen. Die Handlungen werden in der Matrix als Optionen bezeichnet.

Die erwartete Wahrscheinlichkeit
Die erwartete Wahrscheinlichkeit mit der ein Trigger mit einer Option erreicht wird, wird in die orange gerahmten Felder eingetragen. Die Wahrscheinlichkeit wird in Werten zwischen 0 und 5 ausgedrรผckt.
Nutzwerte
Auf Basis der Gewichtungen und Bewertungen kann man sogenannte Nutzwerte berechnen. Der Nutzwert sagt aus, wie groร der Nutzen einer Option in Bezug auf die Ziele des Entscheiders ist.
Ein praktisches Beispiel
Eine typische gesundheitsbezogene Entscheidung ist, welche von mehreren Optionen man wรคhlt, um z. B. einen Bandscheibenvorfall behandeln zu lassen. Bei diesem Beispiel hat der Orthopรคde den Patienten zunรคchst darรผber informiert, dass in seinem speziellen Fall zwei Optionen (konservative Therapie und chirurgischer Eingriff) infrage kommen. Anschlieรend hat er ihn ausfรผhrlich รผber die Vor- und Nachteile der beiden Optionen aufgeklรคrt. Der Orthopรคde hat dem Patienten angeboten, seine Entscheidung mithilfe von VisuDEC zu visualisieren. Der Patient stimmte zu, und der Orthopรคde hat ihn durch die Matrix gefรผhrt.
Die Abbildung zeigt die Visualisierung seiner Entscheidung
Ziele / Trigger
Die erste Frage des Orthopรคden war, welche Ziele / Trigger dem Patienten in den Sinn kommen, wenn er an die Entscheidungsfrage denkt. Der Patient nannte die Trigger โschnelle Schmerzfreiheitโ, โnachhaltige Schmerzfreiheitโ und โmรถglichst geringes Risikoโ. Der Patient trug sie in die Matrix ein.
Wert / Gewicht
Im zweiten Schritt bat der Orthopรคde den Patienten, die Trigger zu gewichten. Die schnelle Schmerzfreiheit war dem Patienten am wichtigsten. Die beiden anderen Trigger gewichtete er jeweils mit dem Wert 3.
Handlungen / Optionen
Die mรถglichen Handlungen waren in diesem speziellen Fall wie bereits erwรคhnt:
- eine konservative Therapie (Physiotherapie, Krankengymnastik etc.) oder
- ein chirurgischer Eingriff.
Die erwartete Wahrscheinlichkeit
Im nรคchsten Schritt bat der Orthopรคde den Patienten, die Optionen zu bewerten. Wie oben erwรคhnt, erfolgt die Bewertung der Optionen durch Werte von 0 bis 5. Der Wert 2 in dem etwas dicker umrandeten Feld bedeutet: Der Patient schรคtzt die Wahrscheinlichkeit, dass er das Ziel „schnelle Schmerzfreiheit“ durch eine konservative Therapie erreichen kann auf 40%. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Ziel durch einen chirurgischen Eingriff erreicht wird, schรคtzt er auf 80%.
Nutzwerte
Die Nutzwerte berechnen sich auf Basis der Gewichtungen und Bewertungen. Der Nutzwert von 32 fรผr die Option „Konservative Therapie“ berechnet sich demnach wie folgt: 4×2 + 3×4 + 3×4 = 32. Der chirurgische Eingriff hat fรผr diesen Patienten den hรถheren Nutzwert. Das liegt vor allem daran, dass fรผr ihn das Ziel „mรถglichst geringes Risiko“ ein geringeres Gewicht hatt, als das Ziel „schnelle Schmerzfreiheit“. Wรคren die Gewichtungen umgekehrt, hรคtte die Option „Konservative Therapie“ den hรถheren Nutzwert.

Die Mรถglichkeiten und die Grenzen von VisuDEC
Wie eingangs erwรคhnt ist das Health Belief Modell die theoretische Basis von VisuDEC. VisuDEC hat allerdings noch eine zweite theoretische Basis: die Nutzwertanalyse. Die Nutzwertanalyse ist eines der Instrumente, die die Entscheidungstheorie zur Unterstรผtzung der Entscheidungsfindung bei komplexen Problemen entwickelt hat. Sie gehรถrt zwar nicht zu den neuesten Methoden, ist dafรผr aber leichter zu verstehen und anzuwenden als die komplexeren Alternativen. Vor allem ist sie fรผr die meisten Entscheidungen im privaten und beruflichen Alltag ausreichend.
Im deutschsprachigen Raum wurde die Nutzwertanalyse durch den Wirtschaftswissenschaftler Christof Zangemeister (1976) bekannt. Das Instrument findet รผberall dort Anwendung, wo eine Beurteilung auf Basis mehrerer quantitativer und qualitativer Kriterien, Ziele oder Bedingungen getroffen werden muss. Beispiele fรผr die Anwendung in Unternehmen sind das Controlling, das Projektmanagement oder Auftragsentscheidungen. Die Grenzen ihrer Anwendbarkeit werden durch die Anforderungen an die Entscheidung bestimmt. Je wichtiger eine exakte Berechnung der Bewertungen bei der Entscheidung ist, umso weniger ist die Nutzwertanalyse geeignet.
Einem breiten Publikum ist die Nutzwertanalyse durch die Stiftung Warentest bekannt. Sie bildet die Zusammenfassung ihrer Testergebnisse seit vielen Jahren mithilfe der Nutzwertanalyse ab. Die Abbildung zeigt ein Beispiel. Um die Parallelen zu VisuDEC zu zeigen, habe ich die Trigger und die Optionen in die VisuDEC Matrix รผbertragen. Bei der Stiftung Warentest sind die Bewertungen der Optionen durch Symbole dargestellt. Das Prinzip ist das gleiche wie bei VisuDEC, denn hinter jedem Symbol steht ein exakter numerischer Wert. Was die Stiftung Warentest als Qualitรคtsurteil bezeichnet, entspricht bei VisuDEC den Nutzwerten.
Der entscheidende Unterschied zwischen der Methode der Stiftung Warentest und der oben gezeigten Anwendung von VisuDEC bei der Visualisierung der Entscheidung des Patienten mit einem Bandscheibenvorfall ist folgender:

Bei der Stiftung Warentest basieren die Bewertungen von Produktmerkmalen auf standardisierten Methoden. Bei der Visualisierung der Patientenentscheidung basieren sie auf den subjektiven Einschรคtzungen der Wahrscheinlichkeiten. Das ist fรผr den Zweck, wie VisuDEC gedacht ist, vรถllig ausreichend. Denn VisuDEC hat nicht den Anspruch, einem Patienten die Entscheidung abzunehmen. Deshalb geht es auch nicht darum, eine Entscheidung exakt zu berechnen, sondern VisuDEC hilft dabei, sie strukturiert zu durchdenken.
Let’s Work Together
Initiative DIE GUTE PATIENTENENTSCHEIDUNG
Starke Impulse fรผr mehr Adhรคrenz
Peter Jungblut
Stammestraรe 14
30459 Hannover
+49 176 4674 9713