Jonas A. und die Bauchentscheidung

Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes wurden Name und Bild geändert.
Dieses Poster haben wir für Patientinnen und Patienten entwickelt, die …
- bei medizinischen Fragen auf ihr Bauchgefühl vertrauen, statt auf verlässliche Fakten und klare Informationen,
- sich gegen eine Therapie entscheiden wollen – ohne abzuwägen,
- glauben, dass ihr spontanes Gefühl schon die beste Wahl trifft, und wichtige Aspekte wie Risiken, Alternativen oder Wahrscheinlichkeiten dabei unter den Tisch fallen.
Das starke Bild – typischerweise eine visuelle Darstellung der „Bauchentscheidung“ – wirkt als Stoppsignal, um innezuhalten, das gefühlsgesteuerte Denken zu hinterfragen und Raum für eine bewusste, informationsbasierte Entscheidung zu schaffen.

Der Impuls steht Kliniken, Arztpraxen und Apotheken in verschiedenen Formaten zur Verfügung:
- als Gesprächskarte für die direkte Kommunikation mit Patient:innen,
- als Poster, das im Raum wirkt und Patient:innen still zum Nachdenken anregt,
- in digitaler Form für Bildschirme,
- als Flyer, der dem Rezept beigelegt oder beim Einlösen in der Apotheke mitgegeben werden kann.
Alle Materialien werden individuell auf Ihre Klinik, Praxis oder Apotheke abgestimmt – und tragen so Ihre Handschrift.
Wie Sie unsere Motive gezielt zur Förderung von Adhärenz einsetzen können?
Klicken Sie auf den entsprechenden Link und erfahren Sie mehr.
Der Text unter dem Poster:
Das Bauchgefühl gibt uns oft Sicherheit – auch bei Gesundheitsfragen. Doch wenn es um Medikamente geht, kann Intuition in die Irre führen. Gerade bei längeren Behandlungen fragen sich manche Patienten immer wieder mal: Soll ich das Medikament wirklich weiternehmen? Die Sorge vor Nebenwirkungen kann verunsichern – und das Bauchgefühl sagt womöglich: Lass es lieber.
Doch Bauchentscheidungen sind nicht immer die besseren Entscheidungen. Besonders nicht, wenn es um de Beurteilung eines Medikamentes geht. Das Bild zeigt einen inneren Kompass – als Symbol für das Bauchgefühl, das uns oft leitet. Aber auch ein Kompass kann fehlgehen. Wer sich nur auf sein Gefühl verlässt, riskiert den Erfolg der Behandlung.
Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, ein verschriebenes Medikament abzusetzen: Sprechen Sie uns an. Wir hören zu – und helfen Ihnen, den richtigen Weg zu finden.
Jonas hat mich kontaktiert, ich habe mich mit ihm getroffen.
Jonas „Geschichte“
Er leidet seit Jahren an schwerer Schuppenflechte (Psoriasis). Die entzündeten Hautstellen jucken, schmerzen und beeinträchtigen seinen Alltag massiv – beruflich wie privat. Neue Kleidung trägt er kaum, Einladungen sagt er oft ab. Er hat schon viele Therapien ausprobiert, aber keine führte zu einer anhaltenden Verbesserung. Sein Hautarzt empfiehlt ihm nun ein innovatives Biologikum: Secukinumab. Es zielt direkt auf den Entzündungsprozess und könne laut Studien die Beschwerden sehr effektiv lindern – oft schon nach wenigen Wochen. Auch langfristig zeigen Patient:innen damit gute Erfahrungen.
Doch Jonas ist skeptisch. Er liest über das Medikament, informiert sich online, hört verschiedene Meinungen – und hat am Ende einfach „kein gutes Gefühl“ dabei. Irgendetwas an der Vorstellung, sich regelmäßig ein Medikament zu spritzen, das das Immunsystem beeinflusst, wirkt „nicht richtig“ auf ihn. Obwohl er keine konkreten Gegenargumente hat, lehnt er die Therapie ab. „Mein Bauchgefühl sagt Nein“, erklärt er seinem Arzt.
Was ist eigentlich eine „Bauchentscheidung“
Jonas stützt seine Entscheidung auf sein Bauchgefühl.
Aus Sicht der Kognitionsforschung ist das Bauchgefühl eine schnelle, automatische Bewertung, die auf Erfahrungen, Mustern und Emotionen basiert. Es hilft uns, blitzschnell Entscheidungen zu treffen – ohne bewusstes Nachdenken. In vertrauten Situationen oder bei Alltagsentscheidungen ist das oft hilfreich.
Aber: Intuition ist kein verlässlicher Ratgeber, wenn es um die Einschätzung von Risiken geht, wie bei der Einnahme oder dem Absetzen eines Medikaments. Denn hier fehlt uns die wichtigste Voraussetzung, die ein verlässliches Bauchgefühl braucht: Erfahrung. Unser Gehirn neigt dann zu systematischen Denkfehlern – etwa zur Verlustaversion („Lieber nichts tun, damit ich nichts riskiere“) oder zum Bestätigungsfehler („Ich glaube nur, was zu meinem Zweifel passt“).
Ein Bauchgefühl kann uns in solchen Momenten trügen, weil es eher Schutz vor kurzfristigem Unbehagen sucht – nicht vor langfristigen Folgen. Deshalb gilt: Verlassen Sie sich bei Therapieentscheidungen nicht nur auf das Gefühl – sondern auf fundierte Informationen und das Gespräch mit Fachleuten.

Die Karte ist Teil des Kartensatzes „Entscheidungsprinzipien und Denkfallen, die Sie kennen sollten“. Sie finden den Kartensatz in unserem Online Shop.
Meine Empfehlungen an Jonas:
1. Nimm dein Bauchgefühl ernst – aber prüfe, woher es kommt.
Ein ungutes Gefühl hat oft mit Unsicherheit, unvollständiger Information oder negativen Erfahrungen zu tun – nicht unbedingt mit der Realität der Behandlung. Frage dich: Wovor genau habe ich Angst? Kommt dieses Gefühl aus Wissen oder aus Sorge?
2. Hole dir verlässliche Informationen.
Statt auf Erfahrungsberichte aus Internetforen zu vertrauen, sprich offen mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. Bitte sie um:
- verständliche Erklärungen,
- Zahlen zur Wirksamkeit und Nebenwirkungen,
- Erfahrungswerte aus der Praxis.
3. Denke nicht nur an mögliche Risiken – sondern auch an mögliche Verbesserungen.
Was würde sich in deinem Leben ändern, wenn das Medikament wirkt?
Weniger Juckreiz, mehr Bewegungsfreiheit, mehr soziale Sicherheit?
Manchmal lohnt es sich, die Chance auf Verbesserung bewusster in die Entscheidung einzubeziehen – nicht nur die Sorge vor möglichen Problemen.
4. Trenne Gefühl und Fakten – und bring sie ins Gleichgewicht.
Ein Gefühl darf Teil deiner Entscheidung sein – aber nicht alles bestimmen. Je komplexer eine Entscheidung ist, desto wichtiger ist es, den Verstand mit ins Boot zu holen.
5. Du bist nicht allein – sprich mit anderen Betroffenen.
Vielleicht hilft es dir, mit Menschen zu sprechen, die ähnliche Bedenken hatten und den Weg mit Secukinumab gegangen sind. Patientenorganisationen oder moderierte Foren können dabei hilfreich sein – vorausgesetzt, sie sind seriös.
Mein Fazit für Jonas:
Dein Bauchgefühl verdient Gehör – aber auch eine zweite Meinung in deinem eigenen Kopf. Eine gute Entscheidung ist nicht die, die sich sofort gut anfühlt, sondern die, die sich auf Dauer als richtig erweist.
Der Patientenratgeber „Bei Risiken und Nebenwirkungen? Treffen Sie keine voreiligen Entscheidungen“ zeigt anhand von 15 eindrücklichen Fällen, wie medizinische Entscheidungen schiefgehen können – und was man daraus lernen kann. Anhand echter Geschichten, verständlich erklärt und sorgfältig analysiert, erfahren Patientinnen und Patienten, wie sie typische Denkfehler vermeiden, ihre Entscheidungskompetenz stärken und zu besseren, selbstbestimmten Entscheidungen finden können.
Ein Buch, das Mut macht – durch Wissen, Reflexion und die Erfahrungen anderer.
Und nicht nur bei medizinischen Fragen: Die Tipps und Einsichten helfen auch im beruflichen und privaten Alltag, bessere Entscheidungen zu treffen – klarer, überlegter und selbstsicherer.
