Schelles Denken, langsames Denken
Die Idee, dass wir in zwei Systemen denken, geht auf die beiden amerikanischen Psychologen Theorien von Keith Stanovich und Richard West zurück. Einem weltweiten Publikum bekannt wurde die Theorie durch das Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ des Nobelpreisträgers Daniel Kahneman, das monatelang Nr. 1 der Bestsellerlisten in vielen Ländern war. Die Theorie des Denkens in zwei Systemen ist inzwischen in den Entscheidungswissenschaften weitgehend etabliert.

Das „schnelle Denken“ ist immer aktiv. Es arbeitet intuitiv, automatisch und entzieht sich unserer willentlichen Steuerung. Laut Kahneman entstehen in System 1 spontan die Eindrücke und Gefühle, die die „Hauptquellen der expliziten Überzeugungen und bewussten Entscheidungen von System 2 sind“.
System 2 ist das „langsame Denken“. Es muss bewusst aktiviert werden und arbeitet analytisch. System 2 ist jedoch träge und braucht viel Energie. Kahneman spricht vom „faulen“ System 2. Eine der Hauptfunktionen von System 2 besteht laut Kahneman darin, die von System 1 vorgeschlagenen Gedanken und Urteile zu überwachen und zu kontrollieren, bevor sie zu Entscheidungen und Handlungen werden. Aufgrund der Trägheit von System 2 laufen wir meist im Autopiloten von System 1 durch den Alltag.
Im Rahmen unserer Interviews mit Patientinnen und Patienten, die sich entschieden haben, die mit dem Arzt abgestimmte Therapie nicht oder nicht konsequent umzusetzen, stellen wir immer wieder fest, das die Ursache im schnellen Denken liegt.
Wie man das langsame Denken trainieren kann.
Das langsame Denken ist zunächst einmal eine Haltung. Manchen Menschen ist sie in die Wiege gelegt. Bei komplexeren Fragestellungen reicht das Bewusstsein des langsamen Denkens allerdings nicht aus. Es bedarf einer Technik, die diese Abbildung zeigt.
Zunächst einmal gilt es, festzustellen, dass das Denken in zwei Systemen eine geniale Erfindung der Evolution ist. In den Anfangszeiten des Menschen, war es oft überlebensnotwendig, blitzschnell – ohne das Für und Wider abzuwägen – zu entscheiden.
Auch heute brauchen wir das schnelle Denken. Wir treffen täglich tausende von Entscheidungen, bei den meisten wird uns nicht einmal bewusst, dass wir eine Entscheidung getroffen haben. Es ist unmöglich, jede Entscheidung zu durchdenken. Unsere Intuition baut auf gelernten Erfahrungen auf. Je mehr Erfahrungen wir haben, umso mehr können wir uns auf die Entscheidungen des schnellen Denkens verlassen.
Simon kann sich vermutlich auf seine Intuition verlassen, wenn er ein Haus kaufen will (denn er war lange Immobilienmakler), aber nicht, wenn es um die Anwendung eines Arzneimittels geht. Hier fehlt ihm einfach die Grundlage, die die Intuition braucht. Wenn Sie das Thema „Bauchentscheidung“ näher interessiert, lesen Sie Susannes Geschichte im nächsten Kapitel.
Die Poster „Denk‘ langsam, wenn Du‘s eilig hast“ und „Die vier Schritte des langsamen Denkens“ finden Sie in unserem Online Shop.
